EANU-Basiswissen:
Schilddrüsenkrebs

Epidemiologie
An Schilddrüsenkrebs erkrankten 2014 etwa 4.280 Frauen und 1.840 Männer. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt bei Frauen 51 Jahre und bei Männern 55 Jahre.
Im Zeitraum von1999 bis 2014 haben in Deutschland die Sterberaten sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern in geringem Ausmaß abgenommen, während die altersstandardisierten Erkrankungsraten bei beiden Geschlechtern erheblich angestiegen sind. Davon waren jedoch ausschließlich die prognostisch sehr günstigen papillären Karzinome sowie überwiegend junge Erwachsene betroffen. Am ehesten wird dies auf die Zunahme der bildgebenden Diagnostik mit verbesserten
Untersuchungsmethoden zurückgeführt, die auch im Rahmen der Abklärung anderer Erkrankungen eingesetzt werden. In Deutschland sind die höchsten Erkrankungsraten sowohl bei Männern als auch bei Frauen in Bayern und Nordrhein-Westfalen zu beobachten, international von den ausgewählten Ländern in den USA und in Österreich.
Schilddrüsenkrebs wird in der Mehrzahl in einem frühen Stadium (T1) entdeckt (63% bei Frauen, 52 % bei Männern) und haben bei relativen 5-Jahres-Überlebensraten von 94% bei Frauen und 87 % bei Männern eine günstige Prognose (Ausnahme: anaplastische Karzinome mit nur 10 %).
Risikofaktoren
Ionisierende Strahlung aus der Umwelt erhöht das Risiko für Schilddrüsenkrebs. Dies gilt mittlerweile als gesichert. Im Kindesalter ist die Schilddrüse be sonders strahlenempfindlich. So ist das Risiko für Schilddrüsenkrebs zum Beispiel erhöht, wenn während einer Strahlentherapie die Schilddrüse im Strahlenfeld liegt. Auch die Aufnahme von radioaktivem Iod erhöht das Risiko, wie z.B. nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl in den damaligen betroffenen Sowjetrepubliken festgestellt.
Weitere ernährungs- oder lebensstilbezogene Risikofaktoren oder Umweltrisiken sind derzeit nicht sicher belegt. Außerdem ist unklar, warum Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In der Vorgeschichte vieler Patienten finden sich Jodmangel und gutartige Schilddrüsenerkrankungen, wie Struma (»Kropf«) und Adenome, die das Risiko für Schilddrüsenkarzinome steigern. Ungefähr ein Fünftel der Patienten mit den seltenen medullären Schilddrüsenkarzinomen trägt genetische Veränderungen, die autosomal dominant vererbt werden. Das medulläre Schilddrüsenkarzinom kann auch zusammen mit anderen endokrinen Tumoren auftreten – im Rahmen einer sogenannten multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2 (MEN 2). Auch bei den papillären Schilddrüsenkarzinomen wird eine genetische Komponente vermutet.
Quelle: Robert-Koch-Institut