Wie läuft die Krebstherapie bei Betroffenen, die über 65 Jahre alt sind? Immerhin betrifft dies über 60 Prozent der Krebspatienten. Die onkologischen Fachgesellschaften und die gültigen Leitlinien empfehlen ein Bewertungsverfahren, um den individuellen Gesundheitszustand in die Therapieplanung einfließen zu lassen. Doch wie sieht die Praxis aus?
Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums: „Rund ein Drittel der Krebspatienten, die sich an uns wenden, sind zwischen 70 und 85 Jahre oder älter. Therapie ja oder nein? Und wenn ja, welche ist geeignet, angesichts des fortgeschrittenen Alters und der schwierigen Gesundheitssituation? Diese Fragen stellen sich viele Patientinnen und Patienten, aber auch ihre Angehörigen. Eine Entscheidung fällt leichter, wenn Nutzen und Risiken der verschiedenen Behandlungsoptionen klar benannt werden können."
Im Praxisalltag kommt aber häufig nicht das vorgeschlagene Bewertungsverfahren zum Einsatz, sondern ein verkürzter Fragebogen, bei dem Patienten Aussagen zur Ernährung, zu Mobilität, eventuellem Gewichtsverlust, Body Mass Index und psychologischen Problemen, ebenso wie zur Einnahme von Medikamenten und der eigenen Einschätzung ihres Zustandes im Vergleich zu Gleichaltrigen treffen. Auf dieser Basis wird dann der Therapieplan erstellt.
Der Krebsinformationsdienst rät Betroffenen und Angehörigen, sich beim Arzt nach der Möglichkeit eines Bewertungsverfahrens zu erkundigen – und Durchführung und Ergebnisse gemeinsam zu besprechen. Denn: „Die Verwendung eines Bewertungsverfahrens führt bei vielen älteren Krebspatientinnen und -patienten zu einer veränderten Therapieempfehlung. So kann die Therapieintensität angepasst und damit Über- und Untertherapien vermieden werden. Das Verfahren hilft außerdem, die Prognose für das Überleben und für das Auftreten schädigender Wirkungen der Therapie besser abschätzen zu können.“
Weitere Infos zu diesem Thema gibt es hier:
https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/krebs-im-alter.php